Mulderadweg im Erzgebirgskreis
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Radeln wo einst Züge schnauften

Streckenkarte Chemnitz-Aue-Adorf (1902) - Karte: nach Kgl. Sächsische Staatseisenbahnen
„Steilrampe Eibenstock“
Hektometerstein

Unterwegs auf einem Teilstück der ehemaligen Eisenbahnlinie Chemnitz - Aue - Adorf

Wenn Sie heute mit dem Fahrrad auf dem Mulderadweg zwischen Aue und Wolfsgrün unterwegs sind, so befahren Sie auf diesem etwa 11 km langen Teilstück den vormaligen Bahndamm der ehemaligen Eisenbahnlinie Chemnitz - Aue - Adorf.

Diese 1875 eröffnete und etwa 115 km lange Bahnstrecke wurde realisiert, nachdem im Zuge der aufstrebenden Wirtschaft und der fortschreitenden Industrialisierung der Bedarf und Wunsch der Städte und Gemeinden entlang des Mulde- und Zwönitztals nach besseren Transportmöglichkeiten wuchs.

Zwischen Chemnitz und Adorf konnte man auf 9 Bahnhöfen in insgesamt 13 Richtungen umsteigen. Eine dieser Umsteigeverbindungen bestand ab 1905 vom unteren Bahnhof Eibenstock (heute überflutet vom Wasser der Talsperre Eibenstock) zum oberen Bahnhof der Bergstadt. Bei diesem insgesamt ca. 3 km langen Abschnitt handelte es sich um eine der steilsten Normalspurstrecken Deutschlands. Auf 2,5 km Steilstrecke war eine Steigung von 1:20 (10 Höhenmeter auf nur 200 m Strecke) zu überwinden, weshalb die Züge bergwärts geschoben werden mussten.

In den Jahren von 1948 bis 1955 diente die Bahnlinie Chemnitz - Aue - Adorf vorrangig dem Wismutverkehr. Als 1963 die Entscheidung für den Bau der Trinkwassertalsperre Eibenstock fiel, war auch das Ende der Bahnstrecke vorgegeben. Um Baufreiheit für die Talsperre zu schaffen, wurde die Stilllegung des Streckenabschnittes Wolfsgrün - Schönheide Ost beschlossen. Am 27. September 1975 passierte schließlich der letzte planmäßige Personenzug den heute gefluteten Streckenteil. Dies war somit der letzte Betriebstag der Gesamtstrecke.

Während von Aue nach Blauenthal bis 1995 auch noch Personenzüge fuhren, erreichten den Bahnhof Wolfsgrün ab 1975 nur noch Güterzüge; vornehmlich für den Antransport von Material für den Talsperrenbau. Der Güterverkehr wurde hier im Laufe des Jahres 1994 eingestellt.

Anschließend lag der Streckenabschnitt zwischen Aue und Wolfsgrün brach, bis im Frühjahr 2010 die Baumaßnahmen zur Errichtung des Radweges (Eröffnung am 3. Mai 2013) begannen. Das ehemalige Bahnhofsgebäude und -gelände des Bahnhofs Blauenthal wurde von einem regional ansässigen Unternehmen erworben und zu Wohn- bzw. Gewerbezwecken umgenutzt.

Ebenfalls eine touristische Nutzung erfuhr der einstige Streckenabschnitt zwischen Schönheide Süd und Hammerbrücke ab 2008. Dort sind heute Fahrten mit dem „Wernesgrüner Schienen-Express“ (Motor-Draisine) des Fördervereins Historische Westsächsische Eisenbahnen e.V. (FHWE) ein Erlebnis.

Von der einstigen Bahnlinie Chemnitz - Aue - Adorf werden im Schienenpersonennahverkehr heute noch die Streckenabschnitte Chemnitz – Aue durch die DB Erzgebirgsbahn sowie Muldenberg – Zwotental durch die Vogtlandbahn bedient. Der Streckenabschnitt Zwotental – Adorf wurde im Dezember 2012 eingestellt.

Bei den mit Zahlenangaben versehenen Steinen entlang der Radstrecke handelt es sich um sogenannte Hektometersteine, welche aufsteigend die Streckenkilometer der ehemaligen Bahnstrecke von Chemnitz über Aue bis nach Adorf anzeigen. Bei der oberen Zahl handelt es sich jeweils um die volle Kilometerangabe, während die untere Zahl die fortlaufenden hundert Meter darstellt. Mit dem Umbau der ehemaligen Bahnstrecke zum Radweg wurden die Hektometersteine gesichert, aufgearbeitet und wieder aufgestellt. Sie sollen die Nutzer des Radweges an die einstige Nutzung als Eisenbahnstrecke erinnern.


Fotos & Bilder auf dieser Seite: www.photo-2u.de, Sammlung Stickereimuseum Eibenstock, H. Pansch


Europäische Union
Dieses Projekt wird im Rahmen des „Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum im Freistaat Sachsen 2007-2013“ unter Beteiligung der Europäischen Union und dem Freistaat Sachsen, vertreten durch das Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft, gefördert.
Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums: Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete.

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